Tierverhalten

Was ist der Unterschied zwischen Mensch und Tier?

Diese Frage zu beantworten ist von zentraler Bedeutung, wenn das Verhalten von Tieren verstanden werden soll.
Denn eines steht fest: Tiere und Menschen ticken unterschiedlich.

Was denkt mein Hund gerade? Das hat sich wohl schon jeder Hundehalter gefragt. Allerdings ist es schwierig, die Frage zu beantworten. Denn bereits die Frage selbst unterstellt, dass der Hund wie ein Mensch tickt und denken kann.

Denken ist ein sehr komplexer Vorgang und ist weitestgehend menschlich. Tiere hingegen handeln intuitiv. Ein Hund denkt nicht darüber nach, wie sich der Aktienkurs für Futterrohstoffe entwickelt.

Was ist Sozialverhalten?

Verhalten ist streng genommen ein schwer zu fassender Begriff. Es handelt sich beim Verhalten um äußerlich wahrnehmbare aktive Veränderungen von Bewegungen, Körperhaltungen, Gesten und Lautäußerungen von Mensch und Tier, die der Verständigung dienen.

Das Sozialverhalten ist Verhalten, das beim Menschen auf Reaktion oder Aktion eines anderen Menschen zielt, beim Tier auf andere Artgenossen.

Sozialverhalten bei Tieren umfasst beispielsweise folgende Punkte:

Sozialverhalten beim Menschen umfasst das Verhalten im sozialen Gefüge:

Was unterscheidet Instinkt vom sozialen Handeln?

Handeln ist ein Tun oder Unterlassen, wenn es von einem Handelnden subjektiv mit Sinn verbunden ist. Wichtig ist, dass dieser Sinn subjektiv sinnhaft erscheint. Für manch einen mag das Errichten eines drei Meter hohen Kartenhaus subjektiv sinnvoll sein, für einen anderen vielleicht nicht. Aus diesem subjektiven Sinn lässt sich die Motivation für das Handeln des Einzelnen ableiten.
Sozial ist dieses Handeln, wenn es wechselseitig auf das Verhalten anderer bezogen wird und/oder sich daran orientiert. Beispielsweise, wenn ein junger Mann einer alten Frau über die Straße hilft oder wenn sich zwei Männer nach einigen Maß Bier auf dem Oktoberfest prügeln.

Was ist der Unterschied zwischen sozialem Handeln und (Sozial)-Verhalten?
Sozialverhalten findet ohne einen subjektiven Sinn statt. Beispielsweise ist "Gähnen" ein Verhalten ohne subjektiven Sinn.

Dieser Unterschied ist wichtig, da das Verhalten von Tieren weitestgehend intuitiv - also instinktgesteuert - ist. Ein Hund lässt sich nicht mit Argumenten steuern. Er ist nicht zum sozialen Handeln fähig. Der Hund entscheidet nicht Aufgrund eines Denkprozesses, in dem er Argumente gegenüberstellt und dann abwägt, sondern welcher Reiz seinen Instinkt am besten befriedigt. Dieses Reiz-Reaktion-Prinzip ist wichtig, um zu verstehen, wie Tiere ticken. Nur wer die Instinkte eines Tieres kennt und versteht, kann diese beeinflussen.

Ausnahmen bestätigen die Regel

Wie so oft im Leben, gibt es Ausnahmen: Primaten sind im begrenzten Maße dazu fähig, ihr Handeln subjektiv mit Sinn zu erfüllen und intelligente Entscheidungen zu treffen.

Wie kann das Verhalten von Tieren beeinflusst werden?

Das wichtigste ist, dass wir Tiere nicht vermenschlichen. Ein Hund ist ein Hund - und kein Mensch. Es gilt nun diesen Hund zu verstehen, damit sein Verhalten beeinflusst werden kann.

Kennen wir das Verhalten bzw. die Instinkte der Tiere, mit denen wir zusammenleben, dann funktioniert das Zusammenleben deutlich einfacher und friedlicher.

Versetzen Sie sich in das Tier hinein

Wir haben als Menschen die Fähigkeit uns in andere Rollen reinzudenken. Wie wäre es, Bundekanzler oder Rockstar zu sein? Ebenso können wir uns auch in ein Tier hineinversetzen:

Wer sich in einen Marder hineindenkt, hätte keinerlei Physikkenntnisse. Über einen hohen Zaun am Haus gibt es die Möglichkeit auf den Dachboden zu gelangen. Dort ist es warm und im Dachstuhl lässt sich ein sicherer wetterfester Unterschlupf vermuten. Ist der Zugang zum Dachboden frei, wird sich der Marder dort einnisten. Wenn der Zugang durch eine Barriere (beispielsweise einem Elektrozaun) gesichert ist, wird er zurückschrecken und diesen Weg nicht nehmen. Vielleicht sucht sich der Marder noch einen anderen Weg. Gibt es dort eine weitere Barriere, ist der Nutzen, den Dachboden zu erreichen so gering, dass ein neuer Unterschlupf attraktiver erscheint. Der Marder weiß nicht wie Strom funktioniert und kann eine solche Barriere nicht durchbrechen, anders als Mensch.

Ähnlich ist es, wenn ein Pferd auf einer Weide steht. Hat es einmal einen Stromschlag vom Zaun erhalten, dann wird es sich überlegen, ob es diesen erneut berühren. Selbst wenn auf dem Zaun nur beim Erstkontakt Strom floss und später nicht mehr, der Erstkontakt bleibt dem Pferd in Erinnerung. Wird es einen zweiten Versuch unternehmen? Ohne einen gewissen Nutzen sicher nicht.

Das Konzept vom Grenznutzen gilt sowohl beim Tier als auch beim Menschen. Es besagt, dass ein Interesse solange überwiegt, bist der Aufwand dieses zu erreichen größer ist als der Nutzen. Ein Beispiel: Wieviel ist einem die Kugel Eis wert? CHF 0,50? CHF 1,00? CHF 2,50? CHF 10,00? Wenn der Grenznutzen bei CHF 2,50 liegt, wird eine Person das Eis für CHF 2,60 nicht mehr kaufen.

Auf Tiere übertragen bedeutet das, dass die Stärke des Triebes entscheidend ist, mit welchem Mittel (Reiz) der Trieb verändert werden kann (Reaktion).

Ein Beispiel:
Ein Hund mit starkem Jagdtrieb und enormem Hunger wittert ein Kaninchen. Wodurch wird sich der Hund abhalten lassen das Kaninchen zu reißen? Von einem störenden Geräusch sicher nicht. Das selbe Geräusch wird dem Hund in einer anderen Umgebung ohne Hunger und Kaninchen im Blickfeld allerdings so stark auf die Nerven gehen, dass er sich vom selbigem beeinflussen lässt.
Es kommt also auf die Umgebung und den Trieb an, wie sich ein Verhalten steuern lässt.